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Pilze Nr. 4: Schlauchpilze (außer Echte Mehltaupilze - diese unter 3.)

Auf dieser Site werden die in unserem Garten nachgewiesenen Vertreter der Schlauchpilze vorgestellt, einschließlich der nur als Nebenfruchtform (Anamorphe) nachgewiesenen Arten und einschließlich der Flechten, welche nur eine ernährungsphysiologische Gruppe und keine systematische sind (was man schon daran sieht, dass es sogar Ständerpilzflechten gibt und innerhalb der Schlauchpilze Apothezien- und Perithezienbildner, was man auch mit Becherlings- und Kugelpilz-Flechten bezeichnen kann - die Flechten wurden bisher in unserem Garten nicht konsequent erfasst, sicher kommen bereits jetzt schon mehr Arten vor).

Womit schon anklang, was die wichtigsten Gruppen der Schlauchpilze sind: operculate Becherlinge (Schläuche öffnen sich mit Deckel - O. Pezizales), inoperculate Becherlinge (Schläuche entlassen Sporen durch Porus - O. Helotiales u.a.), unitunicate Kugelpilze (Schläuche einwandschichtig) sowie bitunicate Kugelpilze (Schläuche doppelwandschichtig); dazu kommen exotischere Gruppen, die ich hier in der Einleitung (zunächst einmal) nicht erwähne.

Calloria urticae Callorina neglecta fusaroides Orangefarbenes Brennnesselbecherchen Urtica dioica Helotiales Saprobiont ubiquitaer Feldmykologe Pilzschule Schwbischer Wald Krieglsteiner

Orangefarbenes Brennnesselbecherchen (Calloria urticae, auch C. neglecta, Callorina fusarioides - F. Calloriaceae, O. Helotiales) erstmals am 02.03.2018 an vorjährigen Sprossen von Großer Brennnessel (Urtica dioica) in unserem Nahrungsfeld. Ein Foto wurde niht gemacht, darum zeige ich hier eines vom nachen Täferrot (14.02.2020, Foto Lothar Krieglsteiner)

C. urticae ist an Brennnessel ubiquitär und kann im Frühjahr leicht gefuinden werden - bei üppigem Wachstum sogar vom Auto aus, weil die Brennnessel-Stängel dann insgesamt einen orange Farbton annehmen. Das Foto zeigt die Nebenfruchtform, die in der Regel vor der stärker becherartigen Hauptfruchtform gebildet wird.

 
 Calycina herbarum Hymenoscyphus Pezizella Kraut Staengelbecherling Saprobiont Grosse Brennnessel Urtica dioica Nahrungsfeld Feldmykologe PIlzschule Schwaebischer Wald mikroskopische Bestimmung

Kraut-Stängelbecherling (Calycina herbarum, früher auch Pezizella h,, Hymenoscyphus h. - F. Pezizellaceae, O. Helotiales) am 18.10.2017 an vorjährigen Sprossen von Großer Brennnessel (Urtica dioica) in unserem Nahrungsfeld (Foto Lothar Krieglsteiner)

C. herbarum ist ein häufiger Becherling an Sprossen verschiedener Zweikeimblättler in der Herbstsaison. Selbst erfahrene Becherlingskenner müssen ihn mikroskopisch bestimmen, denn die (etwas) seltenere C. discreta lässt sich makroskopisch nicht unterscheiden. 

 
 Cistella grevillei Pyrenopeziza atrata Hyaloscyphaceae Helotiales inoperculate Becherlinge Mikroskopisch PIlzseminare Pilzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner Feldmykologe

Grevilles Warzenhaarbecherchen (Cistella grevillei - F. incertae sedis (früher F. Hyaloscyphaceae), O. Helotiales) am 09.06.2016 an vorjährigem Spross von Rhabarber (Rheum rhabarbarum) im Nahrungsfeld. Ein Foto wurde nicht gemacht, deshalb hier eines aus dem Schwarzwald (mit Digitallupe fotographiert - "Geutsche" bei Triberg, an Kräuterstängel, zusammen mit Pyrenopeziza cf. atrata).

C. grevillei ist ein häufiger Becherling an verschiedensten Kräuterstängeln. Für eine sichere Bestimmung müssen ihn auch gute Kenner mikroskopieren, denn die seltenere C. aconiti ist makroskopisch nicht zu unterscheiden.

 
 Dothiora ribesia Johannisbeer Kohlenpilz Dothioraceae Dothideales bitunicat Stroma ascoloculaer Feldmykologe PIlzschule Schwaebischer Wald Spraitbach Ostalbkreis Krieglsteiner

Johannisbeer-Kohlenpilz (Dothiora ribesia - F. Dothioraceae, O. Dothideales) - erstmals am 18.10.2017 an vorjährigen Ästen von Roter Johanisbeere (Ribes rubrum) in unserer Nahrungszone (Foto Lothar Krieglsteiner), später dort wieder und auch an unserer Josta (Ribes x nidigrolaria)

D. ribesia wächst ausschließlich an Ribes-Arten. Der Pilz hat bitunicate (doppelwandige) Schläuche und eine sogenannte ascoloculäre Entwicklung, d.h. in seinen schwarzen, unreifen Stromata bilden sich zunächst Hohlräume, bevor in diesen die Schläuche ausgebildet werden.

 
 Elaphomyces granulatus Warzige Hirschtrueffel Eurotiales Elaphomycetaceae Eurotiales hypogaeisch Mykorrhizapilz Winterlinde Tilia cordata Krieglsteiner PIlzschule Schwaebischer Wald

Warzige Hirschtrüffel (Elaphomyces granulatus - F. Elaphomycetaceae, O. Eurotiales) erstmals am 26.11.2017 (und ein weiterer Fund) an der nordwestlichen Gartengrenze unter "unserer" Winterlinde (Tilia cordata) beim Umstechen im gerade neu anzulegenden Heidebeet. Ein Foto wurde nicht angefertigt, daher zeige ich eines aus dem nahe gelegenen Gschwend-Rotenhar (am 10.04.2014, Foto Lothar Krieglsteiner)

Die Warzige Hirschtrüffel ist ein sehr häufiger Mykorrhizapilz von Laub- und noch häufiger Nadelbäumen vor allem auf sauren Böden. Mit "echten" Trüffeln ist die Art nicht nahe verwandt, da es sich um einen Kugelpilz handelt - echte Trüffeln sind dagegen abgewandelte Becherlinge. "Falsche" Trüffeln sind hypogäisch wachsende Pilze aus dem Bereich der Ständerpilze.

 
 Epichloe festucae typhina Gras Schwingel Manschettenpilz Rotschwingel Festuca rubra Parasit Hypocreales Perithezien Spraitbach Ostalbkreis Feldmykologe Krieglsteiner Pilzschule Schwaebischer Wald

Schwingel-Grasmanschettenpilz (Epichloe festucae - F. Clavicipitaceae, O. Hypocreales) am 25.05.2018 an lebenden Pflanzen von Rotschwingel (Festuca rubra), diese am Blühen hindernd, in unserem Gartenrasen, Foto Lothar Krieglsteiner

Der Gras-Manschettenpilz (E. typhina s.l.) wurde erst vor einigen Jahren in verschiedene Arten aufgespalten, von denen E. festucae auf Schwingel-Arten spezialisiert ist. Die nahen Verwandten des Mutterkornpilzes (Claviceps) bilden zuerst an den Gräsern die glatt aussehende Nebenfruchtform (Anamorphe), die die ungeschlechtlichen Sporen (Konidien) bildet. An diesen Stadien fressen sehr häufig die Larven einer Fliege (Phorbia phrenione), die die Konidien unverdaut wieder ausscheidet und so bei der Verbreitung hilft - in unserem Garten haben wir diese aber noch nicht beobachtet. Später erst bildet sich die Hauptfruchtform mit den Perithezien (ich nenne sie vor Anfängern gerne "Kugelpilze mit Loch") - auf dem Foto sieht man gerade frisch (aber noch nicht ganz zu Ende) gebildete Perithezien.

 
 Illosporiopsis christiansenii Rosa Flechten Schimmel Hypocreales imperfekt Anamorphe Physcia Arten Parasit Feldmykologe PIlzschule Schwaebische Alb Bargauer Horn Krieglsteiner

Rosa Flechtenschimmel (Illosporiopsis christiansenii - F. incertae sedis, O. Hypocreales) am 25.10.2016 an der Flechte Physcia adscendens auf unserem Flieder (Syringa vuilgaris). Ein Foto wurde nicht gemacht, und deshalb zeige ich hier eines vom Bargauer Horn sö. Schwäbisch Gmünd (Schwäbische Alb, Foto Lothar Krieglsteiner).

I. christiansenii ist ein sogenannter imperfekter Pilz, eine Hauptfruchtform ist nicht bekannt. Früher konnte man solche Pilze nicht sinnvoll ins System integrieren - heute schon, dank molekularer Methoden. 

 
 Lamprospora tortulae ruralis Dachdrehzahnmoos Moosbecherling Pyronemaceae Pezizales Tortula ruralis Spraitbach Feldmykologe Krieglsteiner PIlzschule Sporenornament Mikroskopierkurs
 Lamprospora tortulae ruralis Dachdrehzahnmoos Moosbecherling Pyronemaceae Pezizales Tortula ruralis Spraitbach Feldmykologe Krieglsteiner PIlzschule Sporenornament Mikroskopierkurs Sporen Paraphysen

Dachdrehzahnmoos-Moosbecherling (Lamprospora tortulae-ruralis - F. Pyronemaceae, O. Pezizales) am 13.11.2020 an bemooster Stein-Begrenzung im nördlichen Gartenbereich, an Dach-Drehzahnmoos (Tortula ruralis), 2 Frk. (Foto Lothar Krieglsteiner)

Moosbecherlinge sind hoch spezialisierte Parasiten. Neben der Mooskenntnis ist Mikroskopie zur Bestimmung wichtig - vor allem die Sporen, die bei Lamprospora rund sind und ein ausgeprägtes (oft wie hier netzartiges) Ornament zeigen, bei Octospora (s.u.) sind sie verlängert und glatt oder (nie netzartig) ornamentiert. Fokussiert man auf das (außen auf der Spore liegende) Sporenornament, werden die Sporen-Ränder notwendigerweise unscharf (so auch auf meinem nicht gestackten Foto). 

L. tortulae-ruralis ist keine sehr häufige Art. Ich fand sie in unserem Garten erst zum zweiten Mal (zum ersten Mal im Elsass, Frankreich, bei Westhalten, am 09.11.2014. Die Art gehört mit den schön genetzten Sporen in den schwierigen und noch nicht bearbeiteten Komplex um L. miniata, hat aber größere Sporen als diese Art(engruppe). Wem die Darstellung dieser Art gefällt, der findet auf dieser Site noch weitere Moosbecherlinge: Pilzkunde.de - Dr. Lothar Krieglsteiner - Pilz des Monats - 2018 (Lamprospora esterlechnerae an Dicranodontium denudatum und L. lutziana an Philonotis fontana) - eine weitere Darstellung eines seltenen Moosbecherlingsfunds von uns ist auf Bryoparasitic Pezizales (octospora.de) zu finden (Octospora alpestris). Katharina und ich haben jedenfalls ein besonderes Faible für Moosbecherlinge, und mit Octospora affinis habe ich (als Zweitautor) auch schon eine (häufige!) Art neu beschrieben (Octospora-affinis-Moosbecherling-Orthotrichum-affine.JPG (947×768) (pilzkunde.de)). 

 
 Lecanora muralis Mauer Lagerrand Krustenflechte lecanoral lecidein Lecanorales Schlauchpilz Feldmykologe Krieglsteiner Flechtenkurs lichenisierter Becherling Pilzschule Schwaebischer Wald

Mauer-Lagerrand-Krustenflechte (auch Gewöhnliche Mauerflechte, Lecanora muralis - F. Lecanoraceae, O. Lecanorales) - erstmals am 14.04.2018 beobachtet an Beton-Einfassung an unserem nördlichen Gartenrand (Foto Lothar Krieglsteiner)

L. muralis ist eine der häufigsten gesteinsbewohnenden Flechten (lichenisierte Pilze). Sie bildet in ihrem "Lager" (das ist in Wirklichkeit wie bei allen Flechten ein licht-exponiertes, nicht in Erde oder ein Substrat eindringendes Myzel) stets Apothezien (Fruchtkörper mit einem Aufbau wie bei jedem anderen "normalen" Becherling). Besonderheit ist hier der sogenannte Lagerrand - das bedeutet, dass das Gehäuse die gleiche Farbe hat wie das "Lager" - also sind Flechten nicht nur ins Myzel, sondern auch sogar in den Fruchtkörper-Rand eingelagert. Bei anderen Flechten ist der Becher mit Eigenrand (lecidein) - er besteht dann einschließlich des Gehäuse-Randes aus einer Farbe, die von der des Lagers abweicht.

 
 Melanohalea exasperatula Parmelia Spatel Braunflechte lichenisierter Pilz Lecanorales Krieglsteiner Flechtenkurs Feldmykologe Pilzschule Schwaebischer Wald Apothezien gruenlich

Spatel-Braunflechte (Melanohalea exasperatula, früher Parmelia e. - F. Parmeliaceae, O. Lecanorales) erstmals am 21.07.2016 an "unserer" Winterlinde (Tilia cordata). Ein Foto wurde bisher nicht angefertigt, deshalb zeige ich hier eines vom nahe gelegenen Rehnenmühle-Stausee (Foto Lothar Krieglsteiner, am 20.03.2020 - Anm.: Die Linde steht genau genommen nicht auf unserem Grundstück, sondern auf dem zur Straße hin liegenden, der Gemeinde gehörenden Randstreifen).

Die Gattung Melanohalea enthält mehrere ähnliche und nicht immer leicht bestimmbare Arten. Ein gutes Merkmal der Art sind die zahlreichen Isidien, die das Lager rau erscheinen lassen. Isidien sind stiftförmige Lager-Auswüchse, die als Ganzes abbrechen und so Alge und Pilz gleich gemeinsam verbreiten können. Die ungeschlechtliche Vermehrung hat hier diesen Vorteil, der bei der sexuellen Fortpflanzung durch Sporen (in den auf dem Foto zu sehenden grünen Apothezien) nicht gegeben ist.

 
Nectria cinnabarina Zinnoberroter Pustelpilz Ribes rubrum Rote Johannisbeere Nahrungszone Anamorphe Tubercularia vulgaris Nectriaceae Hypocreales Krieglsteiner Spraitbach Feldmykologe Pilzschule
 Nectria cinnabarina Zinnoberroter Pustelpilz Ribes rubrum Rote Johannisbeere Nahrungszone Anamorphe Tubercularia vulgaris Nectriaceae Hypocreales Krieglsteiner Teleomorphe Feldmykologe Pilzschule Heubach

Zinnoberroter Pustelpilz (Nectria cinnabarina - F. Nectriaceae, O. Hypocreales) erstmals am 26.11.2016 an vorjährigen Ästen unserer Roten Johannisbeere (Ribes rubrum) im Nahrungsfeld, Foto Lothar Krieglsteiner: die Nebenfruchtform Tubercularia vulgaris (oberes Foto)

Die Nebenfruchtform mit ihren rosaroten Kissen ist viel auffälliger als die kleinere, dunkelrote Hauptfruchtform, die ich in unserem Garten noch nicht photographiert habe - dafür kann ich ein Foto aus Heubach vorzeigen (Oktober 2013), auf dem erkennbar ist, dass mit dem Altern der Nebenfruchtform die Bildung der Hauptfruchtform beginnt. Es gibt zahlreiche Arten von Pustelpilzen, und die Bestimmung ist nicht in allen Fällen einfach (um es gelinde auszudrücken - zweites Foto).

 
 Octospora gyalectoides crosslandii Barbula acrocarpe Kleinmoose Spraitbach Feldmykologe Mikroskopierkurs PIlzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner Naturgarten Biodiversitaet Artenvielfalt
 Octospora gyalectoides crosslandii Barbula acrocarpe Kleinmoose Spraitbach Feldmykologe Mikroskopierkurs PIlzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner Naturgarten Biodiversitaet Artenvielfalt Frankfurt

Eisporiger Pioniermoos-Moosbecherling (Octospora gyalectoides, auch O. crosslandii - F. Pyronemaceae, O. Pezizales) am 02.08.2017 zwischen unserem Buchsbaum uind der Hauswand (am westlichen Gartenrand) zwischen Kleinmoosen (cf. Barbula spec.), Foto Lothar Krieglsteiner

Die relativ häufige O. gyalectoides ist vermutlich noch eine Sammelart, da sie auf verschiedenen Barbula-Arten und anderen acrocarpen (gipfelfrüchtigen) Moosen angegeben wird und auch die Sporengröße etwas variiert. Im Gegensatz zu Lamprospora (s.o.) haben Octospora-Arten nicht runde, sondern verlängerte und in vielen Fällen (wie hier, aber nicht immer) glatte Sporen. Das Sporenfoto stammt von einem anderen Fund (Frankfurt, Biologicum, am 15.12.2020 - Sporen hier etwas kleiner als beim Spraitbacher Fund). Der lichtbrechende Körper in den Sporen ist ein großer Öltropfen, sozusagen das "Vesperbrot" für den neuen Babypilz :-)

 
 Parmelia sulcata Gefurchte Blattflechte Sulcatflechte Lecanorales Flechtenkurs epiphytisch Laubbaeume Schwaebische Alb Aalen Tauchenweiler Feldmykologe Ausbildung Spaltensorale Pseudocyphellen

Gefurchte Schüsselflechte (auch Netzige Blattflechte, Sulcatflechte, Parmelia sulcata - F. Parmeliaceae, O. Lecanorales) erstmals am 21.07.2016 und später wiederholt beobachtet, an der Winterlinde (Tilia cordata - knapp außerhalb des Grundstücks), am Flieder (Syringa vulgaris) und am Kirschbaum (Prunus avium). Ein Foto wurde nicht angefertigt, deshalb hier eines bei Aalen-Tauchenweiler (Foto Lothar Krieglsteiner am 10.01.2010)

Parmelia sulcata ist eine der häufigsten Blattflechten an eher basen- und auch nährstoffreichen Baumborken, eine Gefährdung besteht somit derzeit nicht. Die Art ist leicht zu erkennen an ihrem bald gebildeten Netzmuster aus Pseudocyphellen. Es gibt aber eine (seltenere, aber auch nicht sehr seltene) Verwechslungsart, die häufiger an Felsen, aber durchaus auch an Baumborken vorkommt, nämlich die Felsen-Schüsselflechte (Parmelia saxatilis). Gut zu untescheiden sind beide erst bei reiferen Stadien, wenn die Pseudocyphellen sich bei P. sulcata in Sorale (staubig aufbrechende Lager-Anteile, dabei werden zahlreiche Soredien frei - Soredien sind kleine Körnchen, die lose angeordnete Pilzhyphen und darin "eingespannte" Algen enthalten) auflösen, während sie bei P. saxatilis zu Isidien (Erklärung unter Melanohalea exasperatula, s.o.) auswachsen.

Deutsche Namen wie "Sulcatflechte" sind meiner Meinung nach abzulehnen, da sie reine Bildungen aus dem lateinischen Namen darstellen. Das Verb sulcare heißt auf lateinisch pflügen, und sulcatus umgepflügt bzw. (durch)-gefurcht. Insofern kann man das übersetzen und muss es nicht auf lateinisch stehen lassen. Wenn man Sulcatflechte sagt, dann erschließt sich mir nicht, was der Gewinn ist gegenüber der Benutzung des lateinischen Namens.

 
Parmelina tiliacea Parmelia Parmeliaceae Lecanorales Isidien Baumborken Lindenflechte Winterlinde Tilia cordata Stamm Flechtenkurs PIlzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner

Lindenflechte (Parmelina tiliacea, auch Parmelia tiliacea - F. Parmeliaceae, O. Lecarnorales) erstmals am 21.07.2016 an "unserer" Winterlinde (Tilia cordata - knapp außerhalb unseres Grundstücks) am stehenden Stamm, an der Borke gut entwickelt. Ein Foto wurde bisher nicht angefertigt und so zeige ich hier eines aus dem nahe gelegenen Mittelbronn (am 28.02.2014, Foto Lothar Krieglsteiner)

Die Lindenflechte ist an ihren großen grauen Lagern mit der Tendenz, Isidien zu bilden und dann dort rau zu werden, ganz gut zu erkennen. Die Art ist vielerorts aufgrund Luftverschmutzungen zurück gegangen.

 
Peziza varia repanda micropus Veraenderlicher Becherling Morchelbeet Fraxinus Stamm Saprobiont Schlauchpilz Feldmykologe Krieglsteiner Pilzschule Schwaebischer Wald Ausbildung PIlzkurse Pilzfuehrungen

Veränderlicher Becherling (Peziza varia, auch P. micropus, P. repanda - F. Pezizaceae, O. Pezizales) am 17.04.2017 und die Wochen danach in unserem Morchelbeet, also oberhalb von im Vorjahr vergrabenen Stammstücken von Esche (Fraxinus excelsior - Foto Lothar Krieglsteiner)

P. varia hat sich als sehr variabel in Bezug auf die Mikromerkmale heraus gestellt, und mehrere bisher schon schwer abgrenzbare Arten haben sich als Phantome heraus gestellt (s.o.). Die Art ist ein recht häufiger Saprobiont an Laubholz in Wäldern verschiedenen Typs. Besonders bei Funden im Frühjahr (s.o.) besteht Verwechslungsgefahr mit dem ähnlichen Buchenwaldbecherling (P. arvernensis), der sich mikroskopisch v.a. durch bei Reife fein ornamentierte und nicht wie bei P. varia völlig glatte Sporen unterscheidet. P. varia wird voraussichtlich auch weiterhin in Peziza stehen, da die Art mit der Typusart der Gattung, dem auf Stroh und Mist wachsenden Blasigen Becherling (P. vesiculosa) viel gemeinsam hat.

 
Physcia adscendens Helm Schwielenflechte tenella Cilien Apothezien Lecanora Lagerrand Caliciales Flechtenkurs Baumborke Verwechslung Spraitbach Schwaebischer Wald Nussbaum Juglans
Physcia adscendens Helm Schwielenflechte tenella Cilien Apothezien Lecanora Lagerrand Caliciales Flechtenkurs Baumborke Verwechslung Spraitbach Mittelbronn Schwaebischer Wald

Helm-Schwielenflechte (Physcia adscendens - F. Physciaceae, O. Caliciales) erstmals am 25.06.2016 an der Borke unseres Flieders (Syringa vulgaris), auch an unserer Kirsche, unserem Nussbaum und (knapp außerhalb) an "unserer" Winterlinde (oberes Foto Lothar Krieglsteiner)

P. adscendens (lat: aufsteigend) ist die bei uns häufigste Flechte mit Cilien (wimper-artige Auswüchse des Lager-Randes). Verwechslungsgefahr besteht besonders mit der mehr anliegend wachsenden P. tenella, aber auch vor allem für Anfänger mit Anaptychia ciliaris, die aber (u.a.) eine filzig wirkende Oberseite besitzt. Apothezien werden seltener gebildet, und in unserem Garten haben wir (bisher) keine gefunden, dafür aber im nahe gelegenen Mittelbronn (an einer stehenden Linde, am 01.03.2014). Die Apothezien besitzen einen Lagerrand (Erklärung s.o. unter Lecanora muralis), wie auch die auf dem Foto mit gezeigte Lecanora spec. (weiter oben, hellere Becher).

 
Physcia stellaris Stern Schwielenflechte Apothezien lecanoral Lagerrand Winjterlinde Tilia cordata epiphytisch Baumborken Flechtenkurs PIlzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner Artenvielfalt

Stern-Schwielenflechte (Physcia stellaris - F. Physciaceae, O. Caliciales) - erstmals am 21.07.2016 an der Borke "unserer" Winterlinde (Tilia cordata) knapp außerhalb des Grundstücks, später auch an in unseren nördlichen Gartenrasen abgefallenen Zweigen (nach Sturm, Foto vom 14.02.2020)

P. stellaris hat im Gegensatz zu P. adscendens (s.o.) keine Cilien und ein verflachteres Thallus-Wachstum, aber ganz ähnlich aussehende Apothezien mit Lagerrand (lecanoral). Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit der sehr ähnlichen P. aipolia, deren Apothezien aber typischerweise eine deutliche Pruina (weißliche Bereifung) aufweisen.

 
Pleurosticta acetabulum Parmeliaceae Lecanorales Essigflechte Wintelinde Tilia cprdata Borke Stamm Spraitbach Apothezien Lagerrand Essigflechte lichenisiert Flechtenkurs Pilzschule Schwaebischer Wald

Essigflechte (Pleurosticta acetabulum, auch Parmelia acetabulum - F. Parmeliaceae, O. Lecanorales) estmals am 21.07.2016 an "unserer" Winterlinde (Tilia cordata, knapp außerhalb) an der Borke, mit reichlich Apothezien (Foto Lothar Krieglsteiner). Inzwischen wurde die Art auch an einer kleinen Stelle an einem Aststumpf an unserem Flieder (Syringa vulgaris) entdeckt.

Die Essigflechte ist eine durch ihre frisch-grünen Lager und die oft gebildeten großen Apothezien (mit Lager-Rand, s.o.) von gleicher Färbung gut erkennbar. Vielerorts ist die Art duch "klassische" Luftverschmutzung (und auch durch zu hohe Dünger-Gaben?) auf dem Rückzug. 

 
 Purpureodiscus subisabellinus Peziza subisabellina Pezizaceae Pezizales operculate Becherlinge Eschenstamm Fraxinus excelsior Naturgarten Biodiversitaet Krieglsteiner Feldmykologe Pilzschule Pilzkurse

Isabellbecherling (Purpureodiscus subisabellinus, auch Peziza subisabellina - F. Pezizaceae, O. Pezizales) am 17.09.2017 (Foto Lothar Krieglsteiner) und am 14.06.2018 in der Nähe von bzw. direkt unter/an unserer "Sitzbank" aus einem liegenden Eschen-Stammstück (Fraxinus excelsior), jeweils nur 1 bzw. 2 junge Apothezien

Die große Gattung Peziza wird derzeit aufgespalten - an die neuen Namen werde auch ich mich erst gewöhnen müssen. P. subisabellinus ist durch die Farbe recht gut kenntlich. Die nicht häufig gefundene Art ist sonst eher typisch für Auen- und Feuchtstandorte, insofern überraschen die Funde in unserem Garten. P. subisabellinus dürfte ein Saprobiont sein, der Holz und Holz-Auswaschungen von Auengehölzen (Weide, Pappel, Esche) abbaut.

 
Seifertia azaleae Pycnostysanos Rhododendron Zikade Graphocephala fennahi Spraitbach Garten Parasit Krieglsteiner PIlzschule Schwaeibscher Wald imperfekter Pilz Herpotrichiellaceae Chaetothyriales

Rhododendron-Knospenschimmel (Seifertia azaleae, auch Pycnostysanos azaleae - F. Herpotrichiellaceae, O. Chaetothyriales) am 14.04.2017 an Rhododendron-Büschen in unserem nordöstlichen Gartenteil (Foto Lothar Krieglsteiner)

S. azaleae ist ein Parasit an Rhododendron, der durch einen weiteren "Schädling", die hübsche Rhododendron-Zikade (Graphocephala fennahi), übertragen wird, die mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen die Pilzsporen in die Wunden bringt. Bei uns im Garten ist der imperfekte Pilz (eine Hauptfruchtform ist unbekannt) ausgestorben, weil wir die Rhododendron-Büsche entfernt haben. Wir möchten einen naturnahen Garten mit heimischer Flora - und er ist zu klein, um dieses Ziel mit Rhododendron oder Kirschlorbeer (vgl. nächste Art :-) zu erreichen.

 
Stigmina carpophila Wilsonomyces carpohilus Schrotschusskrankheit Kirschlorbeer Prunus laurocerasus Mycosphaerellaceae Capnodiales Spraitbach Krieglsteinrr Naturgarten Pilzschule Schwaebischer Wald

Schrotschusskrankheit des Kirschlorbeers (Stigmina carpophila, auch Wilsonomyces carpophilus - F. Mycosphaerellaceae, O. Capnodiales) am 28.05.2016 an Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus).

Die Art ist gut am Befallsbild erkennbar. An den grünen Blättern bilden sich zunächst rötliche Flecken, die dann in Form regelmäßig rundlicher Scheiben herausbrechen. S. carpophila ist ein imperfekter Pilz, von dem keine Hauptfruchtform bekannt ist. Wenn Sie nach der Bekämpfung des "Schädlings" fragen, haben wir einen guten Tipp - wir haben die Art nämlich in unserem Garten ausgerottet. Wie das? Ganz einfach: wir haben alle Kirschlorbeer-Büsche entfernt. Diese tragen zur Biodiversität sehr wenig bei, denn sie dienen (z.B.) unseren heimischen Insekten nicht in nennenswetem Umfang als Nahrung. 

 
Torula herbarum Pleosporales imperfekt Anamorphe Nebenfruchtform schwarzer Staengel Schimmel Mikroskopische Bestimmung Spraitbach Pilzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner
 Torula herbarum Pleosporales imperfekt Anamorphe Nebenfruchtform schwarzer Staengel Schimmel Mikroskopische Bestimmung Spraitbach Pilzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner Konidien asexuelle Sporen

Schwarzer Stängel-Schimmel (Torula herbarum - F. Torulaceae, O. Pleosporales) am 16.06.2016 an vorjährigem Spross von indet. Staude, im südlichen Garten-Teil (Foto Lothar Krieglsteiner)

Von diesem Pilz ist nur die Nebenfruchtform (Anamorphe) bekannt, es handelt sich um einen sogenannten "imperfekten Pilz", der früher kaum hätte systematisch sinnvoll zugeordnet werden können. Durch molekulare Methoden ist nun klar, dass der Pilz zu den Schlauchpilzen mit doppelwandigen (bitunicaten) Schläuchen gehört, obwohl nie jemand einen Schlauch der Art gesehen hat. T. herbarum ist wohl häufig, aber genau weiß dies kaum jemand. Ohne Mikroskop kann man den Pilz nicht bestimmen - schwarze "Schimmelpilze" gibt es etliche. Das Mikrofoto zeigt die in Menge gebildeten Konidien (asexuelle Sporen).

 
 Trochila craterium Efeu Deckelbecherchen Cenangiaceae Helotiales Hedera helix Laub Mikroskopierkurs Parapyhsen Vakuolenkoerper Sporen Oeltropfen Schlaeuche Pilzkurse Krieglsteiner Pilzschule
 Trochila craterium Efeu Deckelbecherchen Cenangiaceae Helotiales Hedera helix Laub Mikroskopierkurs Parapyhsen Vakuolenkoerper Sporen Oeltropfen Schlaeuche Pilzkurse Krieglsteiner Pilzexpertin

Efeu-Deckelbecherchen (Trochila craterium - F. Cenangiaceae, O. Helotiales) am 16.06.2016 an vorjährigem, faulem Laub von Efeu (Hedera helix) bei unserem Buchsbaum im nordwestlichen Gartenteil (Foto Lothar Krieglsteiner)

T. craterium ist ein häufiger Pilz, der aber - wie viele seiner Verwandten - meist übersehen wird. Mit ein wenig Erfahrung ist die Art makroskopisch kenntlich. Unter dem Mikroskop kann man aber gut Merkmalslehre von Becherlingen studieren. Das Foto zeigt einerseits Schläuche (links reif, rechts unreif) mit darin (nur links :-) enthaltenen Sporen. Die Sporen wiederum (deren Wand bzw. Abgrenzung man auf dem Foto nicht erkennt) enthalten große Öltropfen. Ferner sieht man die Paraphysen mit stark lichtbrechendem, gelblichem Vakuolenkörper, ein wichtiges Vital-Merkmal, das in Exsikkaten oder bei Präparation in toxischen Medien bald irreversibel verschwindet. "In vivo veritas" ist daher das Motto (nach meinem langjährigen Freund, dem international hochkarätigen Experten Hans-Otto Baral, Tübingen) und Untersuchung frischer Proben in Wasser (zunächst) das Mittel der Wahl. Was es mit den Paraphysen auf sich hat, ist hier zu langwierig zu erklären, ich empfehle einmal einen Becherlings- oder Mikroskopierkurs zu besuchen (falls das nach Corona wieder einmal möglich wird). Die Palette der Mikromerkmale ist damit übrigens noch nicht erschöpft ...

 
 Xanthoria elegans Rusavskia Zierliche Gelbflechte Teloschistaceae Teloschistales Apothezien Dach Flechtenkurs PIlzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner nafoku Spraitbach Naturgarten ohne Gift

Zierliche Gelbflechte (Xanthoria elegans, auch Rusavskia e. - F. Teloschistaceae, O. Teloschistales) am 01.05.2018 auf unserem Dach, auf Ziegelstein (Foto Lothar Krieglsteiner, det. Klaus Rennwald & Ralph Sipple auf nafoku)

X. elegans ist eine sehr hübsche Flechte, die durch Nährstoffeinträge wohl eher gefördert wird. Auf unserem Hausdach darf sie dennoch gerne wachsen.

 
 Xanthoria parietina Gewoehnliche Gelbflechte Xanthoriaceae Teloschistales Apothezien Stickstoff gefoerdert Naehrstoffeintraege Laubbaeume Straeucher Borken basenreich Flechtenkurs Krieglsteiner Pilzschule
 Xanthoria parietina Gewoehnliche Gelbflechte Xanthoriaceae Teloschistales Apothezien Schlaeuche Sporen Paraphysen Epithezium Laubbaeume Straeucher Borken basenreich Flechtenkurs Krieglsteiner Pilzschule

Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina - F. Teloschistaceae, O. Teloschistales) erstmals am 09.06.2016 an unserem Nussbaum und Flieder reichlich und dominierend, an unserer Winterlinde und Kirschbaum spärlicher und beigemengter (Foto Lothar Krieglsteiner)

Die Gewöhnliche Gelbflechte besiedelt gelegentlich Gestein (Mauern u.a.), aber hauptsächlich basenreiche Borken von Laubbäumen und Sträuchern. X. parietina wird durch Nährstoff-Einträge gefördert und ist heute deshalb vielerorts die häufigste heimische Flechte. Das war nicht immer so und ist nicht überall so. Ganz überrascht war ich, als ich bei den Kursen 2020 im Pfälzer Wald lange suchen musste, bis ich den KursteilnehmerInnen kleinere Flecken Gelbflechte zeigen konnte. Im Pfälzer Wald herrschen saure Verhältnisse vor und dazu handelt es sich um eine der am wenigsten intensiv-landwirtschaftlich beeinflussten Regionen Deutschlands (was man auch an den Nitratwerten im Grundwasser ablesen kann).

Das Mikrofoto (von einer Probe aus Ruppertshofen, bei der Pilzschule Schwäbischer Wald am Gästehaus Grüner Pfad, am 02.08.2020) zeigt einen Schnitt durch den oberen Teil des Apotheziums - unter dem unteren Bildrand würde die Algenschicht aufscheinen, auf die es mir hier nicht so sehr ankam. Was ich hier zeigen möchte, ist neben den Schläuchen mit 8 (nicht alle in der Schärfe-Ebene) Sporen die Tatsache, dass die Paraphysen-Spitzen (in den Paraphysen ist bei allen Becherlingen die Farbe enthalten!) ein sogenanntes Epithezium bilden, d.h. mit ihren Spitzen, die über die Schläuche hinaus wachsen und sich verbreitern, eine zusätzliche Deckschicht erzeugen. Dies ist bei (fast) allen Flechten so, denn diese müssen sich der Sonne exponieren (damit ihre "Haustierchen", die Algen, auch LIcht für die Photosynthese bekommen), und so benötigen sie noch eine kleine Schutz-Schicht gegen die schädliche UV-Wirkung und gegen Austrocknung.