Pilz des Monats November 2025 – Galliger Ritterling (Grüner Pfeffer-Ritterling, Tricholoma aestuans)
Nährstoffarme Wälder (Wiesen, Feuchtgebiete, …) sind heute überall auf dem Rückzug und vielerorts überhaupt nicht mehr zu finden. Gründe sind in erster Linie die Überdüngung des ganzen Ökosystems durch die „moderne“ „konventionelle“ Land-Bewirtschaftung, die als Haupt-Auslösefaktor für die langen Roten Listen bei Farn- und Blütenpflanzen und Pilzen (sowie indirekt auch neben den aus gleicher Quelle stammenden Pestiziden auch für die Insekten-Vielfalt) gelten darf, sozusagen assistiert durch die aus Verbrennung (v.a. Straßenverkehr) stammenden Stickoxide (NOx – man werfe einen Blick z.B. auf den VW-Skandal), die ebenfalls im Endeffekt als Nitrat im System ankommen. Zu den besonders gefährdeten Arten zählen zahlreiche Mykorrhizapilze, darunter einige Arten der Gattung Tricholoma (echte Ritterlinge), die auf nährstoffarme, meist saure Kiefernwälder als Standort angewiesen sind. In Mittelfranken gibt es noch Reste solcher Flechten-Kiefernwälder, wo neben Preisel- und Heidelbeeren sowie Nährstoffarmut liebenden Moosen (z.B. Dicranum polysetum – auf mehreren Fotos zu sehen) auch bodenbewohnende Flechten der Gattung Cladonia, sogenannte Rentierflechten (vgl. Foto 7), überlebt haben. Einen solchen Wald im Landkreis Roth (den genauen Ort wollen wir hier nicht angeben) suchen wir seit ein paar Jahren bei Gelegenheit auf, um auch einmal sehr seltene Arten wie z.B. den Sellerie-Ritterling (Tricholoma apium) oder den Riesen-Ritterling (T. colossus) sehen zu können. Letztere beide suchten wir dort bisher vergeblich, eine andere in der Roten Liste für Deutschland als „stark gefährdet“ gekennzeichnete Art stellen wir heute vor.
Der Gallige Ritterling oder Grüne Pfeffer-Ritterling hat einen schärflich-bitteren Geschmack und gilt unter anderem deshalb als Doppelgänger des klassischen Speisepilzes Grünling (Tricholoma equestre), der im gleichen Habitat (auch bei den vorgestellten Funden) gefunden wird. Der Grünling, in Pilz-Broschüren vor dem 2. Weltkrieg z.B. noch als eine von 20 gängigen Speisepilzen vorgestellt, ist heute einerseits selten geworden, andererseits wegen der Verursachung einer Rhabdomyolyse zum (potenziellen) Giftpilz mutiert, und insofern spielt (aus beiden Gründen) auch der Gallige Ritterling als Verwechslungspartner keine Rolle mehr.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() ![]() |
![]() |
![]() |
![]() ![]() |
Galliger Ritterling (auch Grüner Pfeffer-Ritterling - Tricholoma aestuans) am 14.10.2025 in nährstoffarmem, saurem Kiefernforst (mit Heidel- und Preiselbeeren, Moosen wie Dicranum polysetum sowie bodenbewohnenden Cladonia-Arten) im Landkreis Roth (Mittelfranken), mehrfach und reichlich fruchtend, leg., det., Fotos Lothar Krieglsteiner |
Typisch für T. aestuans sind radial faserige bis angedrückt feinschuppige, nahezu aber glatte, oft mehr oder weniger spitz kegelige, seltener abgeflachte, (oliv)-gelblich bräunliche, im Alter auch rotbräunliche Hüte, eng stehende, blass gelblich-grüne Lamellen sowie ein oft langer, eher dünner Stiel mit weißem Fleisch, dazu (wie viele Ritterlings-Arten) ein Mehlgeruch sowie wie bereits erwähnt der bitter-scharfe Geschmack. Im Vergleich zum Grünling ist T. aestuans schmächtiger, hochhackiger und blasser gefärbt.