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Sicher haben Sie schon einmal seltsame "gelbe Spucke" in Wäldern gesehen und vielleicht auch schon einmal auf morschem Holz kleine, leuchtend rote Kügelchen gesehen - zwei für Schleimpilze große, in unreifem Zustand ganz auffällige Gebilde, wie sie auch dem wenig geschulten Beobachter im Wald auffallen.

Dann haben Sie ihre erste Begegnung mit "Schleimpilzen" gemacht - ich setze den Begriff in Anführungszeichen, denn er ist falsch ("Pilze") und nur die halbe Wahrheit ("Schleim"). Gesehen haben Sie unreife Fruchtkörper, eine von mehreren Phasen im bizarren Lebenszyklus dieser bemerkenswerten Organismen. Lange dachte man, dass es sich um Pilze handelt. Dies liegt daran, dass sich Schleimpilze mit Sporen vermehren, die ganz ähnlich wie manche Pilzsporen aussehen und auch noch in kleinen, pilzartig aussehenden Fruchtkörpern gebildet werden. Diese Sporen entlassen bei günstigen Bedingungen (Feuchtigkeit, Temperatur, Nahrungsangebot) Amöben oder begeißelte Flagellaten, also zunächst einzellige Gebilde, die sich durchaus aktiv fortbewegen - eine Eigenschaft, die sie in der meisten Zeit ihres Lebens beibehalten. Schließlich muss der Schleimpilz (Myxomycet), um am Ende wieder Sporen bilden zu können, Nahrung aufnehmen und wachsen wie jeder andere Organismus - und die Nahrung wird aktiv aufgesucht. Wovon sich der Myxo (so wollen wir ihn ab jetzt nennen) ernährt, davon später - zunächst müssen wir den Entwicklungsgang weiter spinnen. Die einzelnen Amöben (und Flagellaten), und wenn möglich sehr viele von ihnen, beginnen nun, miteinander zu verschmelzen und größere Plasma-Einheiten (die nun natürlich viele Zellkerne haben, ein sogenanntes Polyenergid bilden) entstehen. Eine Zellwand fehlt dem Myxo ab nun (der Pilz behält sie immer!) - nur die Spore hat eine solche, und aus der ist er geschlüpft - und so bleibt er ein nacktes Gebilde mit einer dünnen Membran als Außenhaut - leicht verständlich, dass man sich in dunkle und feuchte Ecken - unter das Laub, in Holzspalten und ähnliche dunkle Orte zurückzieht. Nur bei Regen kommt das "Plasmodium", wie der Myxo ab jetzt heißt, ans Helle.

Myxo-Collage-1-Fuligo-muscorum-Moos-Lohblüte-Heidelbeer-Hemitrichia-calyculata
verschiedene Stadien verschiedener Arten von Myxos: l.o.: Plasmodium auf der Unterseite von umgedrehtem Ast in Bodenschicht - l.M.  verhärtete Sklerotien von unbestimmten Myxos auf eingetrocknetem Laub (beide Funde Bayern, Rhön, Seebachtal bei Gefäll) - r. unreife Äthalien der Moos-Lohblüte (Fuligo muscorum, Schwäbischer Wald ö. Stuttgart - alle 3 Bilder L. Krieglsteiner) - u. reife Fruchtkörper (Sporocarpe) von Hemitrichia calyculata (Foto P. Schirmer)

Während sich das Plasmodium bewegt (es tut dies mit rhythmischen Vor- und Rückwärts-Kontraktionen), nimmt es über die Körper-Oberfläche Nahrung auf - umfließt diese genau genommen wie ganz normale Amöben dies auch tun; man nennt dies Phagozytose. "Gefressen" werden so Bakterien, und Pilzsporen, aber auch größere Partikel - manche Arten können sogar ganze Pilz-Fruchtkörper verdauen, dazu wird in der Feuchte gelöste organische Substanz aufgenommen ("Zell-Trinken", Pinozytose). Dabei teilen sich die vielen Kerne, die im Plasmodium vorliegen, laufend weiter und der Myxo wächst. Allerdings finden sich in der Natur nie sehr lange alle für Myxos günstigen Bedingungen - und so muss der Schleimpilz ungünstige Zeiten (Trockenheit, Nahrungsmangel, zu große Kälte oder auch Wärme) überdauern können. Dazu muss er allerdings alles Wasser loswerden und in ein Ruhestadium übergehen, in dem nur noch minimale Stoffwechselvorgänge in Gang sind. Dieses Ruhestadium heißt "Sklerotium" - es ist ein hartes Gebilde, sozusagen der geschrumpfte Schleimbatzen ohne Wasser.

Myxo-Collage-2-Fuligo-septica-Lohblüte-Äthalium-Lycogala-epidendrum-Blutmilchpilz
o. und M.l.: Gelbe Lohblüte (Fuligo septica), o. Plasmodium beim Hinaufkriechen auf Moospflänzchen als trockenster Ort in Reichweite, M.l. reifes, trockenes Äthalium mit gelbem Kalk auf der Außenhaut (Peridie) und dunklem Sporenpulver im Inneren (siehe Kratzstelle) - Mitte, M.r. und u.: "Blutmilchpilz" (Lycogala epidendrum) in unreifem (rot) und reifem (dunkel) Zustand auf Stumpf (Mitte), in reifem, aber noch etwas feuchtem Zustand (M.r.) sowie in stäubendem, schon teilweise sporen-entleertem Zustand. Man beachte die Veränderung bei einer Art, die sehr groß ist. Zur Vorstellung: Die Lohblüte wird mehrere cm, der Blutmilchpilz um 1 cm groß (alle Fotos L. Krieglsteiner in Schwäbischen Wald und bei Stuttgart, Baden-Württemberg)

Das Sklerotium kann sich nach Wochen der Trockenheit wieder vollsaugen und ganz normal als Plasmodium weiter machen. Aber wozu? Nun, natürlich bildet das Plasmodium am Ende Fruchtkörper aus. Das Plasmodium kriecht aus der Dunkel-Ecke und ist ab jetzt dem Lichte zugeneigt. Auch diesmal muss der nasse Myxo alles Wasser loswerden, und das tut er zunächst, indem er auf die hellste und wind-exponierteste Stelle zukriecht, die er finden und erreichen kann. Dies kann die Spitze eines Moos-Pflänzchens sein, ein Baumstumpf oder an der Basis von einem stehender Stamm hinauf, oder ein Kräuter-Stängel und vieles mehr. Das Plasmodium krümmt sich nun zu bizarren Formen zusammen - bei den meisten Arten portioniert es sich dabei zu vielen Einzel-Fruktifikationen auf. Bei der Reifung durchläuft der Myxo oft mehrere Farbumschläge, die endgültige Form wird aber früher angelegt.

Myxo-Collage-3-Badhamia-utricularis-Monster-Trichia-botrytis-Myxo-Schleimpilz
o.l.: Fruchtkörper von Trichia botrytis (Foto aus dem Nationalpark Eifel, L. Krieglsteiner) auf morschem Holz. Myxos, die so klein (um 1-2 mm) oder noch kleiner sind als diese Art, haben in der Regel keinen deutschen Namen - die anderen drei Bilder zeigen alle eine Art, die ein gelbes Plasmodium (M.l.), gelbe unreife Fruchtkörper (u.) sowie feucht dunkle, trocken graublasse, reife Fruchtkörper hat (u.- beide Fotos L. Krieglsteiner aus Bayerischem Wald und Schwäbischem Wald). Die Detail-Aufnahme rechts von R. Cainelli zeigt das Capillitium als steriles Fasergeflecht zwischen der Sporenmasse. Die Art ist Badhamia utricularis, das aus den Filmen von K.-H. Baumann bekannte Pilzefress-Monster

Nur bei recht wenigen Arten bildet das Plasmodium ein einziges Fruchtkörper-Gebilde (Äthalium), das dann groß ist und von Leuten gesehen werden kann (wobei wir wieder am Anfang des Vortrages waren). Solche großen Myxos wie die Lohblüte (gelbe "Spucke") und der "Blutmilchpilz" (leuchtendrote Kügelchen) werden auch bei normalen Waldspaziergängen gesehen. Die meisten Myxos - und eben vor allem die, die ihr Plasma in viele Einzel-Fruchtkörper zerteilen, bilden aber viel kleinere Fruchtkörper aus, von denen viele kaum über 1 mm groß sind, die Winzigsten sogar nur um einen Zehntel-Millimeter. Relativ groß werden jedoch auch manche Plasmodiocarpe. Hier sehen die reifen Fruchtkörper so aus, als wäre das netzartige Plasmodium liegen geblieben - attraktivstes Beispiel ist der Brezel-Myxo (Hemitrichia serpula - vgl. Foto unten)

Myxo-Plasmodiocarp-Brezel-Kurse-bestimmen-Deutschland-Pilzschule-Schwäbischer-Wald-Hemitrichia-serpula-Arten-Bestimmung-weltweit-Kurs-Stuttgart-Deutschland-Pilze
 Foto: Plasmodium des Brezel-Myxo Hemitrichia serpula - Foto aus dem Zipfelbachtal bei Winnenden-Breuningsweiler (ö. Stuttgart, Baden-Württemberg), L. Krieglsteiner

Insgesamt sind weltweit etwa 1000 Arten bekannt, von denen ca. 350 in Deutschland gefunden wurden (zum Vergleich: Pilze gibt es allein in Germany mehrere Tausend Arten). Bestimmt werden können sie in den meisten Fällen nur dann, wenn reife Fruchtkörper vorliegen, mit denen man die Sporen und wenn vorhanden weitere Details wie Capilltium oder Columella (das bleiben vorläufig böhmische Dörfer) untersucht werden können. Pilzschule Schwäbischer Wald bietet Kurse für "Schleimpilze" (Myxomyceten) an. Sie lernen dabei das Wichtigste über die Biologie der Myxos, werden im Wald dafür sensibilisiert, wie man auch kleinere Myxos finden kann, wie man diese sammelt, und was man beurteilen muss, um sie bestimmen zu können.

Myxomyceten wachsen so gut wie überall, wo organische Materialien verfaulen. In Wäldern sind sie zahlreich an Holz zu finden, aber auch in der Laubstreu oder an Baumborken. Im Garten-Abfällehaufen wachsen vermutlich Myxos, ebenso im Heuballen auf der Wiese, im Feuchtgebiet und Moor ebenso wie in Heide und Wiese.

Die Beschäftigung mit den Myxos bringt keinerlei Nutzen mit sich - außer Freude an diesen Miniatur-Kleinoden der Natur mit ihrer so außergewöhnlichen Lebensführung :-)

 

 

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